Die Protokollierung des Baufortschritts ist für den bauleitenden Architekten eine Verpflichtung. Bauherren, welche sich in die Hände eines Bauträger begeben haben, sind ebenfalls gut beraten, eine entsprechende Baustellendokumentation anzufertigen. So kann das Bautagebuch zur Beweissicherung verwendet werden. Dieses kann zudem bei gerichtlichen Auseinandersetzungen entscheidend sein.
Das Bautagebuch oder Baustellenprotokoll beinhaltet sämtliche relevanten Angaben, welche für eine lückenlose Dokumentation des Baufortschritts zwingend erforderlich sind. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Fortlaufende Nummerierung
- Angaben zur Baustelle / Objekt (Anschrift, Lage, etc.)
- Auftraggeber / Bauherr
- Datum der Erstellung des Protokolls
- Angaben zum Verfasser
- Angaben zu Temperaturen, Witterung, Niederschlag, Windverhältnisse, etc.
(die Angaben sind relevant, wenn diese Auswirkungen auf den
Baufortschritt sowie die zulässigen Verarbeitungstemperaturen von
Materialien haben) - Ausgeführte Leistungen / Tagesleistungen (Bautenstand)
- Verwendete / gelieferte Materialien inkl. Kontrolle des Zustandes / Menge der Lieferung
- Ergebnisse von Besprechungen unter Angabe der Beteiligten
- Örtliche Anweisungen an Handwerker / Bauleiter
- Dokumentation von neuen sowie behobenen Mängeln
- Fotodokumentation (insbesondere von Bauteilen, welche später nicht mehr zugänglich sind)
- Unterschrift des Verfassers
Vorteil und Nutzen eines Bauprotokolls
Ein Vorteil bei Verwendung eines digitalen Bautagebuchs oder -protokolls ist, dass dieses weitestgehend ohne Aufwand an sämtliche relevanten Beteiligten per E-Mail versendet werden kann. Vor Ort Besprochenes wie z.B. Fertigstellungstermine für Teilleistungen werden schriftlich festgehalten.
Gemäß der aktuellen Rechtsprechung (vgl. Urteil vom 18.09.2012, Aktenzeichen: 7 U 227/11) kommt ein Protokoll einem kaufmännischen Bestätigungsschreiben zwar nicht gleich, jedoch aber dessen Grundsatz. Daher ist bei Unzutreffendheit dem Dokument zu widersprechen, um eine stillschweigende Anerkenntnis auszuschließen. Dieses kann insbesondere bei Terminabsprachen und einem eventuell daraus resultierenden Bauverzug von Bedeutung sein.
Die nachstehende kostenlose Vorlage kann zur freien Verwendung herunterladen werden. Das Protokoll kann entweder als Blanko ausgedruckt oder digital als Formular ausgefüllt werden.
Alternativ können auch auf Software- oder Applösungen verwendet werden, welche primär für den professionellen Einsatz seitens Projekt- und Bauleitern konzipiert werden. Vereinzelte Hersteller bieten zudem kostenfreie Versionen mit einem eingeschränkten Leistungsumfang und Werbeeinblendungen an, welche aber für den privaten Einsatz durchaus ausreichend sein können, insofern die oben genannten Voraussetzungen für eine umfangreiche Protokollierung gewährleistet sind.
Beispiele für mobile Bautagebücher: Bautagebuch Mobile, Bautagebuch durch Spracheingabe
Mittlerweile werden Baustellenerfahrungen seitens einer Vielzahl von Bauherrn in Blogs verarbeitet, welche zum Informationsaustausch mit anderen Bauherrn genutzt werden können. Allerdings sollte hierbei im Hinblick auf den Datenschutz Abstand von der Veröffentlichung von Namen sämtlicher Projektbeteiligter genommen werden. Inwiefern sich derartige Plattformen zur Dokumentation hinsichtlich eventuell späterer Auseinandersetzungen eignen, bleibt fraglich und sollte vor der Wahl des richtigen Mediums seitens des Nutzers näher betrachtet werden.
Unabhängige Baubegleitung - Einbeziehung eines Sachverständigen
Zusätzlich zur erforderlichen Dokumentation des Bauablaufes bzw. der Nutzung des Bautagebuch als Beweissicherung sollte ein Sachverständiger mit der Qualitätskontrolle beauftragt werden, welcher rechtzeitig Mängel mit teuren Folgeschäden bereits in der Bauphase erkennen und vermeiden kann. (vgl. Vorteile)